Kein Grund zum Jubeln?

Die Herdecker Grünen begrüßen die Auszeichnung, die die Stadt für den Nachhaltigkeitsbericht erhalten hat (WR vom 07.01.25). „Es gibt aber keinen Grund zu großer Freude und Selbstlob, wovon die Presseerklärung der Verwaltung strotzt“, so Fraktionssprecher Andreas Disselnkötter. Tatsächlich ist es so, dass ein ausgewiesener Experte für Nachhaltigkeit, der Dipl.-Ingenieur und Steinmetz Timothy C. Vincent, nach wenigen Monaten nicht mehr der Agenda-Beauftragte der Stadt ist – ein großer Verlust an Kompetenz und Strahlkraft für Nachhaltigkeit. Seine Vorgängerinnen gingen jeweils nach kurzer Zeit einen ähnlichen Weg – meist in Nachbarkommunen. Herr Vincent selbst passte mit seinen Projektideen und dem dynamischen Arbeitsstil offenbar nicht in das enge Korsett der Herdecker Verwaltungsspitze (siehe auch Bericht WR vom 09.01.25).

Dabei existiert seit mehreren Jahren eine „Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt Herdecke“, die seit dem Jahre 2019 und auch nach Ergänzungen im Jahre 2021 auf ihre Umsetzung wartet – leider aber in den Schubladen der Verwaltung. Nach Schätzungen des zwischenzeitlich von engagierten Bürgern gegründeten Forum: Zukunft – Inititative für Nachhaltigkeit Herdecke – (über deren Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Bürgerstiftung Herdecke wurde bereits berichtet) sind nach fünf Jahren leider nur ein Bruchteil (max. 15-20%) der darin vorgeschlagenen und gut begründeten Maßnahmen auf den Weg gebracht. Dazu passt auch, dass die „Arbeitsgruppe Nachhaltigkeit“ an der Werner-Richard-Schule, in der zeitweise 15-20 Bürgerinnen und Bürger, Schulen und Vereine Projekte umgesetzt haben, nicht mehr von der Stadt koordiniert wird. Wichtige Vorhaben liegen deshalb brach.

Des Weiteren führt die Presseerklärung „Erfolge bei der Klimaanpassung und der Mobilitätswende“ auf. Als „Meilensteine“ werden Fahrradständer bei den technischen Betrieben und E-Ladesäulen benannt. Dabei geht es doch vor allem darum, den Anteil des Rad-, Fuß- und ÖPNV-Verkehrs auf alle zurück gelegten Wegen durch deren Ausbau zu steigern! „Insbesondere bei der Verbesserung des Radverkehrsnetzes sind wir in den letzten Jahren bestenfalls im Trippelschritt unterwegs gewesen“, so die Grünen. Von Meilensteinen könne man auch bei Klimaschutz und Klimaanpassung nicht sprechen. Von den im Konzept (2021) aufgeführten „Leitprojekten und Maßnahmen“ konnten trotz zahlreicher Anträge aus der Politik nur wenige begonnen werden, sieht man mal vom Hochwasserschutz ab. „So verständlich der Hinweis auf fehlendes Personal sein kann: Bei Klimaanpassung und Nachhaltigkeit sind die selbst gesteckten und mit Beteiligung der Bürgerschaft verabredeten Ziele fast vollständig aus dem Blickfeld geraten“, so Axel Störzner. Es wird unser aller Verantwortung sein, so die Grünen, zum Wohle der Stadt und zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger diese Ziele wieder zu einem Schwerpunkt des Handelns zu machen.